Hier möchten wir Ihnen zwei ausgewählte Beispiele präsentieren, die zeigen, welche Möglichkeiten die genetische Erforschung der Abstammung bietet.

Die Famile Romanov

Im Jahre 1918 wurde die russische Zarenfamilie gefangengenommen und hingerichtet. 1979 wurde ein Massengrab in Sibirien gefunden, in dem nach langen Forschungen neun Skelette identifiziert wurden. Die Überreste der Eltern und drei der fünf Kinder (vermutlich Olga, Tatyana und Maria) konnten mittels DNA- und mtDNA-Analytik eindeutig identifiziert werden, von der Tochter Anastasia und dem Sohn Alexei fehlte jeder Todesbeweis. Nach Zeugenaussagen wurde Alexeis Leiche separat verbrannt, während für Anastasias Leiche kein Verbleib bekannt ist. Dementsprechend gibt es auch heute noch immer Personen, die behaupten, die vermisste Zarentochter zu sein bzw. von ihr abzustammen. Im Jahre 1994 konnte die wohl berühmteste angebliche "Anastasia" (Anna Anderson) als polnische Landarbeiterin Franziska Schanzkowska enttarnt werden. Auch die Delphitest GmbH konnte im Jahre 2005 bei einer Kundin eindeutig nachweisen, dass sie weder zum Zaren Nicholas II. noch dessen Frau Alexandra in weiblicher Linie verwandt ist.

Präsident Jefferson

Im Jahre 1802 wurde dem damals in Amerika regierenden Präsidenten Thomas Jefferson vorgeworfen, ein Verhältnis mit seiner Sklavin Sally Hemings zu unterhalten. Die Sklavin brachte einen Sohn (Eston) zur Welt, dessen Vater angeblich Präsident Jefferson sein sollte. Von diesem Sohn lässt sich bis heute eine lückenlose männliche Abstammungskette nachweisen. Jefferson selbst hatte keine männlichen Nachkommen, allerdings hatte sein Bruder Söhne, von denen bis heute eine durchgehende männliche Ahnenkette existiert. Die lebenden männlichen Nachfahren sowohl der Jeffersons als auch Eston Hemings wurden durch einen Y-chromosomalen Test verglichen. Der Test zeigte, dass Präsident Jefferson tatsächlich mit über 99% Sicherheit Vater des Kindes war.

Die Aufklärung derartiger Abstammungsfragen hat oftmals erhebliche persönliche Konsequenzen für den Auftraggeber, z.B. verbunden mit Erbschaftsansprüchen. In manchen Fällen können sogar politische Fragen von nationaler oder internationaler Bedeutung geklärt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Vaterschaft Jeffersons (s.o.). Von wichtiger Bedeutung für die europäische Politik war der Fall Kaspar Hauser. Hätten zum damaligen Zeitpunkt bereits die Methoden der modernen Genetik zur Verfügung gestanden, wäre das badische Geschlecht nach heutigen Erkenntnissen nicht ohne männliche Nachkommen geblieben, und manche europäische Grenze wäre anders verlaufen. Der Fall Kaspar Hauser beschäftigte noch in den letzten zehn Jahren große Medienorgane wie die Zeitschrift "Der Spiegel" und den TV-Sender "arte" und hat dadurch noch heute Brisanz.